Abschiedsrede

(Ich will, dass ihr feiert, ich will, dass ihr tanzt mit einem lächelnden Blick und einem Drink in der Hand.

Einem Heißluftballon auf dem riesengroß steht: das Leben ist schön, auch wenn es vergeht.

Und wenn ihr schon weint, dann bitte vor Glück, dann bin ich der oben und sing mit euch mit.)

Diese Worte, aus dem soeben gehörten Titel von Sarah Connor, wären gewiss auch Kati’s gewesen.

Denn Kati war ein absolut optimistischer Mensch, mit der wunderbaren Gabe, Dinge, die unabwendbar und unumgänglich waren, anzunehmen und mit ihnen gelassen umzugehen.

So war es auch, als sie vor wenigen Monaten von ihrer Erkrankung erfuhr und dennoch positiv gestimmt ihren Weg annahm, der nun bedauerlicherweise endet und uns alle in diesem Moment hier der Hansestadt vereint.

Ich möchte an dieser Stelle, Ihnen allen hier, aber besonders Ihnen, lieber Karsten, Martha und Johannes, sowie Kati’s Schwester Melitta und ihrem Vater Winfried, mein aufrichtiges Mitgefühl aussprechen, auch im Namen des Bestattungshauses Abendfrieden.

Doch wir wollen Kati noch einmal ganz nah in unsere Mitte nehmen und ich darf hier noch einmal ihre Geschichte erzählen, was sie eigentlich so ausmachte und einige Ihrer schönen gemeinsam Erlebnisse in Ihren Erinnerungen aufleben lassen.

Gehen wir hierzu in das Jahr 1969, einem Jahr, in dem auch die erste bemannte Mondlandung stattfand und das für die Hippiebewegung geplante Open Air Music Festival „Woodstock“ von sich reden machte,

denn in diesem kreativen Jahr, erblicktest du an einem kühlen Donnerstag, dem 30. Oktober, in Prenzlau das Licht der Welt.

Neben deiner älteren Schwester Melitta wuchst du zu einer stattlichen jungen Frau heran und warst damals ein richtiger kleiner Hans Dampf in allen Gassen, die Tür ging sozusagen nicht ohne dich zu.

Und du hattest schon früh ein Ziel vor Augen, du wolltest unbedingt studieren, wofür du allerdings erst mal eine Lehre abschließen musstest und dann endlich ein Studienplatz hier in Wismar auf dich wartete.

Häufig nahmst du bequem den Zug, um von Prenzlau hierher zu gelangen und genau da, erblickte dich Karsten zum ersten Mal.

Karsten, Sie erinnerten sich noch ganz genau an den Tag, als Ihre Kati Ihnen im Abteil schräg gegenüber saß und Ihnen das hübsche Mädchen sofort aufgefallen war.

Und zufällig waren Sie beide auch noch an der gleichen Hochschule.

Richtig gefunkt hat es dann aber bei einem lockeren Discoabend am Friedenshof.
Karsten nahm all seinen Mut zusammen und forderte dich zum Tanzen auf. Deine fröhliche Art, dein bezauberndes Lächeln und deine positive Einstellung hatten es ihm angetan und auch du verliebtest dich in ihn.

Es wurde die große Liebe und zunächst kamt ihr in einem gemeinsamen Zimmer im Wohnheim unter, bis eine gemütliche und geräumige Wohnung in der Stadt euer heimeliges Nest wurde.

Im Mai `97 besiegeltet ihr eure Liebe im schicken Zwirn standesamtlich mit einer anschließenden großen Feier im Treffhotel mit all euren Freunden und der gesamten Familie. Es war eine feuchtfröhliche und heitere Feier und dann warst du plötzlich weg.

Denn, ganz klassisch, hatte irgendjemand die Braut entführt und es begann die große Suche für Karsten, der von Kneipe zu Kneipe irrte und dich irgendwann endlich dann erleichtert im Block 17 fand.

Und eure Geschichte veränderte sich einige Monate abermals, als ihr stolz eure Tochter Martha in den Armen hieltet.
Ein unbeschreiblicher Moment, nun wart ihr eine kleine Familie und es blieb nicht nur bei dem einen Kind, nein, es folgte euer Jüngster, Johannes.

Eure Kinder wuchsen wohl behütet in einem harmonischen Umfeld auf und beschrieben das Familienleben als ganz entspannt.
Während Martha eher zurückhaltend und ruhig war, kam Johannes eher nach dir, war viel lebhafter und irgendwie immer unterwegs.

Du warst unterdessen, genau wie Karsten, Architektin und als ihr euch für ein eigenes Häuschen entschiedet, war es gar nicht so einfach, bei den Umbauten und der Gestaltung auf einen Nenner zu kommen.

Beide vom Fach, hatte jeder von euch so seine eigenen Vorstellungen und dadurch dauerte das Projekt Badezimmer dann zum Beispiel etwas länger, als gedacht.

Man konnte dich immer in Stilfragen zu Rate ziehen, das war so deins, ein äußerst kreativer Mensch und handwerklich begabt. Das Nähen, auch von eigenen Kleidungsstücken, war eine deiner Leidenschaften, die du dir ursprünglich von deinem Opa, der Schneider war, angeeignet hattest.

Auch das Stricken lag dir. Manchmal hattest du den Pullover endlich fertig, als du dann merktest, dass der doch ein bisschen zu groß geraten war und machtest völlig entspannt die Maschen halt wieder auf, um ganz von vorne zu beginnen.

Und nicht zu vergessen deine Leidenschaft für das Malen und Zeichnen.

Von verschiedensten Drucktechniken bis hin zum Skizzieren, brachtest du schöne Motive auf Papier und Leinwände.

Dafür besuchtest du auch lehrreiche Hochschulkurse, wo du ebenfalls unter den Gleichgesinnten viele Freunde fandst, mit denen du dich auch privat verabredetest und ihr gemeinsam, in der herrlichen Landschaft sitzend, eurem Hobby nachgingt. Dein letztes Bild konntest du leider nicht mehr fertig stellen, aber das wird Martha, die auch gelegentlich malt, nun für dich übernehmen.

Du warst wie eh und je, ein sehr herzlicher, offener und geselliger Mensch und vielseitig interessiert.

Entsprechend eurem Beruf war natürlich die Architektur in aller Welt und auch Kunst für euch von großer Bedeutung. Dem gingt ihr gerne auf euren vielen Reisen in Europa, wie Italien und Spanien, nach, einer Passion, die ihr beide teiltet. Am Liebsten sollten Natur und Kultur auf den schönen Trips vereint sein, das war euch wichtig, denn auch durch die malerischen Gegenden zu wandern gehörte zur Erholung immer dazu.

Unheimlich viele schöne Fleckchen der Erde habt ihr gesehen und ein Mal im Jahr begleiteten euch dann deine Freundin Kerstin, die du seit deiner Lehre kanntest und ihr Rigo.

Und auch euer Mädelswochenende mit Kerstin, Dani, Christin und Feli durfte nicht fehlen.

Genau wie das traditionelle Zelten an Pfingsten mit euren gemeinsamen Studienfreunden.

Wenn ihr nicht gerade selbst unterwegs wart, schautest du gern zu Hause Reisedokumentation und eine riesige Kollage aus tollen Fotos von der Almalfieküste erinnerte in eurer Küche, in der du dich auch häufig im Kochen neu ausprobiertest, an die traumhafte Zeit dort.

Entspannung fandst du immer abends, nach getaner Arbeit im Planungsbüro „Mahnel Grevesmühlen“ (in der Stadtplanung), auf den Seiten verschiedenster Romane oder Biografien.

Allerdings meinte Karsten schmunzelnd, dass sobald du auf dem Sofa saßt, dein Tag zu Ende war und dir oft einfach erschöpft die Augen zu fielen. Er meinte, du hast schon immer viel und gern geschlafen, vor allem morgens länger als er.

Hierüber würdest du jetzt bestimmt lachen, denn das tatst du ohnehin gern – Lachen.

Du warst ein durch und durch positiver, optimistischer und bescheidener Mensch, hilfsbereit warst du auch stets um andere bemüht.

Und das bekamst du auch vielfach zurück.

Als sich für euch Ende vergangenen Jahres mit der betrüblichen Diagnose Krebs plötzlich alles änderte, sah ein Jeder regelmäßig nach dir. Du machtest keinen Hehl aus deiner Erkrankung und gingst offen und optimistisch damit um.

Vor nicht langer Zeit zelebriertet ihr noch im großen Rahmen eure Silberhochzeit fröhlich, wo die melodischen Klänge des Saxophones von Frau Jantschik, die uns auch heute begleitet, die großartige Feier abrundeten.

Zu dem Zeitpunkt konnte noch niemand ahnen, dass du nur wenige Jahre später nicht mehr unter uns sein würdest.

Nach notwendigen Behandlungen ging es dir eigentlich recht gut und du warst guter Dinge, doch das Schicksal hatte einen anderen Plan.

Denn ganz überraschend kam deine Lebensuhr zum Stehen. Deine unbändige Lebenskraft verließ dich und du hast deine Augen, am 30. Mai, viel zu früh, für immer geschlossen.

Saxophone

Du wirst hier unheimlich vermisst und noch immer ist es für deine Lieben unfassbar, dass du so schnell gegangen bist.

Auch, wenn es schwer ist und die Zeit vielleicht nicht alle Wunden heilen kann,
so nimmt sie aber der Trauer und dem Schmerz irgendwann ein wenig die scharfen Kanten.

Und eines Tages, werden Sie beim Erwachen nicht zuerst den Verlust spüren, sondern eine warme Dankbarkeit dafür, dass man ein wertvolles Stück Lebensweg miteinander gehen durfte.

Der Tod ist zwar der Grenzstein unseres Lebens, aber nicht der Liebe.

Denn unsere Erinnerungen erzählen von Liebe,
von Nähe und all dem Glück, das wir durch einen geliebten Menschen erfahren durften.
Und Erinnerungen gehen nicht ohne das Versprechen wiederzukehren, wenn unser Herz sie ruft.

Manchmal wird Sie ein Flügel der Erinnerung streifen, ein Luftzug vergangener Tage,
ein Hauch glücklicher Momente.
Wenn das geschieht, sollten Sie inne halten und lächeln.

Denn das Schönste, was ein Mensch hinterlassen kann, ist ein Lächeln im Gesicht derjenigen, die an ihn denken.

Und ist es doch so, wie mit der Sonne,
wir sehen sie am Horizont untergehen, aber wissen, dass sie drüben weiter scheint.

Mit diesen Worten möchte ich die Trauerfeier nun langsam ausklingen lassen.
Begleiten wir Kati, noch ein Mal gemeinsam, mit dem Lied „Horizont“, einem Titel, der Sie beide Karsten seit Ihrer Kennenlernzeit begleitet hat und den Kati sehr mochte, auf ihrem nun letzten Weg.

Und mag man den Mythen und Sagen Glauben schenken, so sehen Sie sich vielleicht ja eines Tages doch wieder.